R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis
für Zoologische Sytematik
Am 12. Januar 2024 wurde der R.J.H. Hintelmann-Wissenschaftspreis zum 25. und letzten Mal verliehen. Der Vorstand der Freunde der Zoologischen Staatssammlung München e.V. dankt der Stifterin, Frau Elisabeth Hintelmann, für ein Vierteljahrhundert der Förderung besonders qualifizierter Nachwuchswissenschaftler auf ihrem Weg zur Festeinstellung.
Der R.J.H. Hintelmann Wissenschafts-Preis für Zoologische Systematik, gestiftet von Frau Elisabeth Hintelmann in Erinnerung an ihren Mann Robert J.H. Hintelmann, wurde seit dem Jahr 2000 in Trägerschaft der »Freunde der Zoologischen Staatssammlung München e.V.« für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Zoologischen Systematik, Phylogenetik, Faunistik und Biogeographie verliehen. Der mit 5000 € dotierte Preis gehört weltweit zu den am höchsten ausgestatten Ehrungen dieser Art.
Der 25. R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis wurde am 12. Januar 2024 an Herrn Dr. Adrian Richter verliehen. Herr Dr. Richter forscht seit Februar 2023 am Okinawa Institute of Science and Technology in Japan. Der Preis wurde im Rahmen der Festveranstaltung von Frau Hintelmann persönlich übergeben. Die Laudatio hielt der ehemalige Direktor der ZSM, Prof. Dr. Gerhard Haszprunar.
Mit dem im Jahr zuvor geehrten 24. Preisträger, Dr. Brendon E. Boudinot, verbindet Dr. Richter nicht nur eine Lebenslauf-Episode an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, sondern auch ihr jeweiliges Spezialgebiet: Ameisen! Dr. Richter forscht hauptsächlich auf dem Gebiet der funktionellen Morphologie und Anatomie, wobei sein Hauptinteresse der Gestalt des Kopfes und der Mundwerkzeuge gilt. Neben heute lebenden Spezies untersucht er auch fossile Ameisenarten, um mehr über die zeitliche Veränderung spezieller Strukturen und deren Einfluss auf die Entwicklungsgeschichte der Familie zu erfahren. Die Exzellenz seiner bisherigen Forschung lässt erwarten, dass Dr. Richter im Lauf seiner Karriere noch viel zum Verständnis der Evolution der Ameisen beitragen wird – man darf gespannt sein.
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Der 24. R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis wurde am 13. Januar 2023 an Herrn Dr. Brendon E. Boudinot aus den USA (Kalifornien) verliehen. Herr Dr. Boudinot arbeitete bis jetzt an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, wo sein Vertrag gerade zum Zeitpunkt der Preisverleihung ausgelaufen ist. Der Preis wurde im Rahmen der Festveranstaltung von Frau Hintelmann persönlich übergeben. Die Laudatio hielt der 13. Preisträger Prof. Joachim Haug, inzwischen Inhaber eines Lehrstuhls an der Ludwigs-Maximilians-Universität.
Dr. Boudinot hat über die Evolution und Systematik von Ameisen geforscht und sich durch eine große Anzahl von wertvollen Publikationen einen Namen in der Wissenschaft gemacht. Er hat nicht nur Arten und Gattungen neu beschrieben, sondern auch erstmals die männlichen Genitalstrukturen für die Untersuchung der Phylogenie und für Bestimmungstabellen angewendet. Sein Forschungsfeld hat insbesondere die Entwicklung der sozialen Lebensweise im Blick. In seinem Vortrag zeigte er Bilder von fossilen Ameisen mit einer außerordentlich genauen Auflösung. Dr. Boudinot hat nicht nur die Phylogenie der Ameisen, sondern auch die aculeaten Hymenopteren insgesamt im Blick und wird sicher noch viele weitere interessante Projekte bearbeiten.
Der 23. R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis wurde am 7. Oktober 2022 an Herrn Dr. Josh Jenkins Shaw verliehen. Dr. Shaw forscht in erster Linie über Staphylinidae (Kurzflügler), eine der artenreichsten Familien mit mehr als 64.000 bekannten Arten.
Dr. Shaw stammt aus England und studierte auch dort. Er promovierte am Natural History Museum von Dänemark, war dann in London und hatte eine Stelle an der chinesischen Akademie in Peking. Jetzt arbeitet er wieder in Dänemark. Er publizierte viele interessante Studien zur generischen und alphataxonomischen Systematik einer enigmatischen Gruppe von frei lebenden Kurzflügler-Käfern der australasiatischen Region, den Amblyopnini. Erst in den letzten Jahren wurden deren großer Artenreichtum und Vielfalt erkannt und von Shaw erforscht. Bisher war vor allem eine aberrante Teilgruppe bekannt, die im Fell von Säugern lebt. Die Arbeiten von Shaw über die Phylogenie und Biogeographie dieser Käfergruppe sind in erstklassigen Zeitschriften publiziert und international anerkannt, wie in der Laudatio von Dr. Viktor Baranov ausgeführt wurde.
https://www.royensoc.co.uk/about-us/people/josh-jenkins-shaw-international-denmark/
Dr. Baranov, der Träger des 21. R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreises, hat im Rahmen dieser Veranstaltung die neu beschriebene Gattung Hintelmaniella, eine Chironomidae aus dem Eozän, noch kurz vorgestellt. Diese Gattung wurde zu Ehren der Wissenschaftspreis-Stifterin Frau Elisabeth Hintelmann benannt.
Der 22. R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis wurde am 7. Oktober 2022 an Frau Dr. Paula Arribas Blázquez verliehen. Frau Dr. Blázquez stammt aus Spanien, wo sie an der Universität von Murcia eine als »Exzellent Cum Laude« bewertete Doktorarbeit machte. Später arbeitete sie in London am Natural History Museum. Jetzt hat sie wieder eine Post Doc Anstellung in Spanien.
Frau Dr. Blázquez forschte über die Biogeographie, Phylogenie und den Schutz von Wasserkäfern und verschiedenen Bodenarthropoda. Dabei setzte sie die aktuellen Methoden des Next Generation Sequencing, die sie u.a. in London gelernt hat, sehr wirkungsvoll ein. Sie hat sehr viele Publikationen in international bekannten Zeitschriften publiziert, wie in der Laudatio von Dr. Michael Balke ausgeführt wurde. Auch der Vortrag der Preisträgerin zeigte ihre breiten Interessen und Aktivitäten. Besonders interessant sind ihre aktuellen Forschungen über die gewaltige Biodiversität der Mesofauna im Boden, die erst ansatzweise bekannt ist. Es ist zu hoffen, dass Frau Dr. Blázquez auch weiterhin mit dem Käferspezialisten der Zoologischen Staatssammlung Dr. Balke erfolgreich kooperieren wird.
Die Preisverleihung fand wieder in der Zoologischen Staatssammlung in München im festlichen Rahmen statt und wurde musikalisch vom Sagschneider Dreigsang aus Miesbach untermalt.
Webseite: http://paulaarribas.com/
Auf Grund der Corona-Pandemie wurde die Verleihung des 22. und 23. Wissenschaftspreises gemeinsam am 7. Oktober 2022 nachträglich begangen. Die festliche Preisverleihung wurde wie üblich von vielen Kollegen und Mitgliedern der »Freunde der Zoologischen Staatssammlung« besucht und musikalisch umrahmt.
Am 17. Januar 2020 erhielt Dr. Viktor Baranov im Hörsaal der ZSM den 21. R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis für zoologische Systematik. Baranovs Forschungsgebiete weisen eine enorme inhaltliche Spannbreite auf: Von Studien über den Einfluss der aktuellen Erderwärmung auf die Gewässerökologie, über die Evolution und Systematik der als Bioindikatoren bedeutsamen Zuckmücken und anderer Zweiflügler, bis hin zur Rekonstruktion früherer Ökosysteme anhand von in viele Millionen Jahre altem Bernstein konservierten Insekten. Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzten. Mit nur 29 Jahren kann Baranov eine beeindruckende Liste von knapp 50 Publikationen vorweisen, über die Hälfte davon erschien in hoch renommierten internationalen Fachzeitschriften.
Dr. Baranov forscht im Labor von Prof. Joachim Haug an der LMU. Haug war 2012 selbst Hintelmann-Preisträger und wies in seiner Laudatio auf die Bedeutung dieser Auszeichnung hin, die nicht allein in der finanziellen Unterstützung liege, sondern darin, Teil des ‘Hintelmann-Netzwerks’, zu sein, das sich zwischen den weltweit verstreuten Preisträgerinnen und Preisträgern geknüpft hat.
https://zoomorphologie.bio.lmu.de/personen/postdoktorand/baranov/index.html
Am 18. Januar 2019 wurde Dr. Carmelo Andújar an der ZSM mit dem 20. R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis für zoologische Systematik ausgezeichnet. Der Preisträger arbeitete an der Taxonomie und Systematik von bodenbewohnenden Käfern (Coleoptera), insbesondere der Laufkäfer (Carabidae), an molekularen Phylogenien und Datierung (molekularen Uhr) und Artbeschreibungen. Weitere Themengebiete seiner Publikationen sind die globale Biodiversität von Bodenarthropoden, Biogeographie, Artbildung, Verteilungsmuster, Artengemeinschaften und Evolution.
Dr. Andújar ist Teil der Arbeitsgruppe für Inselökologie und –evolution am Instituto de Productos Naturales y Agrobiología (Institut für Naturprodukte und Agrobiologie).
Am 19. Januar 2018 wurde an der ZSM zum 19. Mal der R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis für zoologische Systematik an Dr. Alexander Suh (Uppsala) verliehen. Mit seiner Forschung am Vogelgenom konnte er den Einfluss von Wechselwirkungen zwischen parasitären Genen (Transposons und Viren) und ihren tierischen Wirten auf Evolution und Artbildung nachweisen. Seine Rekonstruktion der frühen Evolutionsgeschichte der Vögel auf Basis sogenannter »springender Gene« (Transposons) und die Aufdeckung von Wirt-Parasit-Beziehungen Millionen Jahre später ergaben einen neuen Blick auf die stammesgeschichtliche Entwicklung, den »Tree of Life« der Vögel.
Dr. Suh arbeitet am Institut für Evolutionsbiologie der Universität Uppsala.
Am 20. Januar 2017 wurde an der ZSM zum 18. Mal der R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis für zoologische Systematik an Dr. Oliver Hawlitschek von der Zoologischen Staatssammlung München verliehen. Seine Arbeiten zur Abgrenzung von Arten und Unterarten sowie verschiedenen Formen der Artbildung anhand von traditioneller Morphologie, Molekulargenetik und ökologischer Nischenmodellierung, z.B. bei den Wasserkäfern Australiens oder den Reptilien der Komoren sowie der Insel Mayotte, und DNA-Barcoding u.a. der Herpetofauna Deutschlands haben die Jury sehr beeindruckt.
Dr. Hawlitschek ist seit 2019 Labormanager des Molekularlabors am Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg.
https://www.cenak.uni-hamburg.de/uebercenak/mitarbeiter/hawlitschek.html
Am 15. Januar 2016 wurde an der ZSM zum 17. Mal der R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis für zoologische Systematik an Dr. Emmanuel Toussaint verliehen. Der Preisträger hat seine Doktorarbeit an der ZSM verfasst, und zwar über die Evolution verschiedener Insektengruppen des indomalayisch-australasiatischen Archipels. Dabei verstand es Dr. Toussaint, einen Bogen von integrativer Taxonomie zur modernsten Systematik und Evolutionsforschung zu spannen. Der hohe Anspruch seiner Forschungsarbeit spiegelt sich in einer langen Liste von Publikationen in internationalen »Topjournalen« wider. Dr. Toussaint forschte dann im Rahmen seines ersten Postdoktorandenprojektes an der Kansas University an südamerikanischen Insekten, unterhält aber sehr enge Beziehungen zur ZSM, aus denen sich laufend neue Publikationen und Projekte ergeben. Er wechselte anschließend an die Florida University in Gainesville.
Seit Januar 2019 ist Dr. Toussaint festangestellter Wissenschaftler am Naturkundemuseum Genf und leitet dort die Entomologie.
Am 16. Januar 2015 wurde an der Zoologischen Staatssammlung München zum 16. Mal der R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis für zoologische Systematik an Dr. Martin Husemann (Halle/Saale) verliehen.
Bei der festlichen Abendveranstaltung berichtete unter anderem der 13. Hintelmann Preisträger des Jahres 2012, Dr. Joachim T. Haug (jetzt an der LMU, München) von seinen neuesten Entdeckungen bei Krebslarven.
Den Hauptvortrag hielt der diesjähriger Preisträger, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. R. Paxton in der biowissenschaftlichen Fakultät der Martin-Luther Universität, Biologie/Zoologie, Halle-Wittenberg.
Dr. Husemann ist Abteilungsleiter der Entomologie am Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg.
https://www.cenak.uni-hamburg.de/uebercenak/mitarbeiter/husemann.html
Am 17. Januar 2014 wurde an der ZSM zum 15. Mal der R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis für zoologische Systematik an Dr. Fabien Condamine (Paris) verliehen.
Der Preisträger ist ein Experte für die Analyse von Diversifikationsraten sowie ein ausgezeichneter Biogeograph. Sein »Steckenpferd« sind die Großschmetterlinge. Herr O. Schmidt, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft sprach freundlicherweise ein Grußwort, wobei er kurz auf die Bedeutung der Käfer(forschung) für unsere heimischen Wälder einging. Die Laudatio für Herrn Dr. Condamine wurde vom 4. Hintelmann-Preisträger Dr. Michael Balke gehalten, dem Konservator für die Käfer an der ZSM, der bereits mit Dr. Condamine kooperiert.
Dr. Fabien Condamine arbeitet am French National Center for Scientific Research (CNRS) des Institut des Sciences de l’Evolution de Montpellier (ISEM) in Montpellier.
Die Zoologische Staatssammlung München und ihre Fördergesellschaft haben Herrn Dr. Mark de Bruyn, Bangor University, Wales, U.K., zum Preisträger des 14. R.J.H. Hintelmann-Wissenschaftspreises nominiert. Die Übergabe des Preises fand in gewohnt festlichem Rahmen am 18. Januar 2013 in der Zoologischen Staatssammlung statt. Es war eine besondere Feier, da der Preisträger aufgrund von Schlechtwetter in Großbritannien (und dann auch Norddeutschland) nicht präsent sein konnte. Dr. de Bruyn gesellte sich daher per Videobotschaft zu uns und hielt seinen Vortrag auch per am Nachmittag aufgenommener Präsentation.
Dr. de Bruyn ist ein international hochangesehener Experte für tropische Biodiversitätsforschung mit Schwerpunkt Südostasien und Australien. Er hat unter anderem an Süßwassergarnelen geforscht, aber auch an zahlreichen interdisziplinären Forschungsvorhaben mitgewirkt. Sein Streben gilt der Meta-Analyse und Synthese, was aktuell zu einer engen Kooperation mit Wissenschaftlern der ZSM geführt hat.
Dr. de Bruyn arbeitet an der Universität Sydney.
https://www.sydney.edu.au/science/about/our-people/academic-staff/mark-debruyn.html
Die Zoologische Staatssammlung München und ihre Fördergesellschaft haben Herrn Dr. Joachim T. Haug aufgrund seiner exzellenten Qualifikationen einstimmig zum Preisträger des 13. R.J.H. Hintelmann-Wissenschaftspreises nominiert. Die Übergabe des Preises fand in festlichem Rahmen am 13. Januar 2012 in der Zoologischen Staatssammlung statt.
Herr Dr. Haug ist 34 Jahre alt und stammt aus Göppingen. Er hat in Bielefeld und Würzburg studiert und anschließend an der Universität Ulm mit der Höchstnote »summa cum laude« promoviert. Seine Forschungsrichtung ist eine Kombination aus Entwicklungsgenetik, Larvalbiologie, vergleichender Morphologie, Phylogenetischer Systematik, und Paläobiologie. Einfacher ausgedrückt geht es um die Rekonstruktion der Entstehungsgeschichte der Gliedertiere (Arthropoda), die einen sehr großen Teil der gesamten Artenvielfalt auf der Erde ausmachen. Dabei kommen vielfältige Forschungsansätze zum Einsatz, z.B. die detaillierte Untersuchung von Fossilien, aber auch der Larvalentwicklung und der äußeren Körpermerkmale heute lebender Tierarten. In der Wissenschaftssprache wird diese Forschungsrichtung salopp mit »Evo-devo« abgekürzt.
Die im Zuge dieser Forschung erstellten dreidimensionalen Rekonstruktionen von fossilen Krebsen bis hin zu feinsten Details ihrer Mundwerkzeuge und Beine sind von außergewöhnlicher Qualität (siehe Abbildung). Sie ermöglichten letztendlich die Entwicklung von Modellen, die zu einem neuen Verständnis der Evolution der Gliedertiere führen. Aus dieser Arbeit sind bereits zahlreiche Publikationen in renommierten Wissenschaftlichen Journalen hervorgegangen, teilweise in Kooperation mit anderen Wissenschaftlern im Team.
Der verdiente Erfolg blieb nicht aus. Neben diversen Stipendien hat Dr. Haug schon mehrere wissenschaftliche Auszeichnungen erhalten. Zurzeit forscht er im Rahmen eines Feodor-Lynen-Stipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Yale Universität in New Haven, U.S.A. Es bleibt zu wünschen, dass dem jungen Wissenschaftler zur rechten Zeit der Rückweg an eine deutsche Universität ermöglicht werde, so dass seine Kompetenz der hiesigen Wissenschaftslandschaft nicht verloren geht.
Prof. Dr. Haug forscht und lehrt an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
https://zoomorphologie.bio.lmu.de/personen/professoren/jhaug/index.html
Palaeo-Evo-Devo.info – Deutsch (https://www.palaeo-evo-devo.info)
Am Freitag den 21.01.2011 wurde in der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) der 12. R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis an Frau Dr. Marianne Espeland verliehen.
Frau Dr. Espeland hat mit ihren knapp 30 Jahren bereits sehr interessante wissenschaftliche Ergebnisse vorzuweisen. Die aus Norwegen stammende Biologin hat die Köcherfliegen (Trichoptera) Neukaledoniens untersucht. Dabei hat sie nicht nur sehr viele neue Arten entdeckt und wissenschaftlich beschrieben. Sie hat auch gezeigt, daß in Neukaledonien viele Köcherfliegen in Gewässern leben, die wegen ihrer hohen Schwermetallbelastung eigentlich als giftig einzustufen sind. Nachdem die Insekten es geschafft hatten, diese Gewässer zu besiedeln, ist durch die Evolution eine beeindruckende Artenvervielfachung entstanden. Im Sommer wird Frau Dr. Espeland in der Harvard University, Cambridge, USA ein neues Forschungsprojekt über die Schmetterlinge Afrikas beginnen. Außerdem plant sie verschiedene Kooperationsprojekte mit Kollegen an der ZSM.
Dr. Espeland beschäftigt sich mittlerweile auch mit der Schwestergruppe der Köcherfliegen, den Schmetterlingen; sie arbeitet als Sektionsleiterin der Lepidoptera am Museum König in Bonn.
Am 22.1.2010 wurde in der ZSM im Rahmen einer großen Festveranstaltung der 11. Hintelmann Wissenschaftspreis für Zoologische Systematik an Frau Dr. Kristina von Rintelen aus Berlin übergeben.
Die Preisträgerin ist in Münster geboren und dort und in Berlin Biologie studiert. In Ihrer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit Schwarzkäfern. Zurzeit arbeitet sie an einem Forschungsprojekt am Naturkundemuseum in Berlin. Frau von Rintelen berichtete sehr lebendig von ihrer aktuellen Forschung an Süßwassergarnelen in zwei geologisch alten Seensystemen von Sulawesi (Indonesien). In beiden Seen hat eine evolutive Radiation stattgefunden. Die Preisträgerin konnte die ökologische Spezialisierung der kleinen bunten Garnelen eindrucksvoll darstellen. Die Vorderbeine der Garnelen sind je nach Nahrung zu unterschiedlichen Greifwerkzeugen spezialisiert. In seiner Laudatio lobte der Generaldirektor Prof. Gerhard Haszprunar die Vielseitigkeit der Forschung der Preisträgerin mit der Formulierung: »Sie öffnet Türen in mehrfacher Hinsicht«.
Dr. von Rintelen ist der Erforschung der Artenvielfalt und dem Museum für Naturkunde Berlin treu geblieben und arbeitet dort im »Zentrum für Integrative Biodiversitätsentdeckung«.
https://www.museumfuernaturkunde.berlin/de/ueber-uns/team/kristina.rintelen
Am Freitag, 16. Januar 2009 wurde in der Zoologischen Staatssammlung München der 10. R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis für Zoologische Systematik an Frau Dr. Katharina C. Wollenberg aus Braunschweig vergeben.
In seiner Laudatio für die frisch promovierte Wissenschaftlerin hob Prof. Dr. Gerhard Haszprunar besonders die methodische Vielfalt ihres Forschungsansatzes heraus. Sie umfasst neben klassischer Morphologie, Systematik und Taxonomie auch Ökologie, Evolutionsbiologie und Aspekte des Arten- und Biotopschutzes.
Die in Zweibrücken gebürtige Preisträgerin hat in Mainz studiert, wo sie 2005 ihre Diplomarbeit über den Pfeilgiftfrosch Dendrobates tinctorius anfertigte. Seitdem hat sich die heute an der Universität Braunschweig tätige Zoologin ganz der Erforschung der Froschlurche gewidmet, wobei sie sich zunehmend auf die Evolution der Frösche Madagaskars spezialisiert hat. In ihrem Fachvortrag beschrieb sie Madagaskar als einen »Evolutions-Hotspot«. Alle 272 madegassischen Froscharten, die aktuell in Ihrer Arbeit berücksichtigt sind, kommen ausschließlich auf Madagaskar vor – sind also »endemisch«. Etliche davon sind für die Wissenschaft neu und noch unbeschrieben, haben also noch keinen endgültigen Namen. Während manche ausgesprochen bunt und einzigartig sind, lassen sie sich andere teilweise nur anhand ihrer Rufe oder ihres genetischen Codes unterscheiden. Interessanterweise fand die Forscherin die größte Artenvielfalt in den Regionen, die auch die größten Höhendifferenzen und damit verbunden ein reich strukturiertes Gelände aufweisen. So lassen sich anhand der Ergebnisse auch Rückschlüsse auf generelle Evolutionsmechanismen ziehen.
Dr. Wollenberg Valero arbeitet an der Universität Hull.
https://www.hull.ac.uk/staff-directory/katharina-wollenberg-valero
Der Spanier Dr. José M. Padial wurde für seine herausragenden und zum größten Teil in renommierten Fachzeitschriften veröffentlichten Forschungsarbeiten an Wirbeltieren ausgezeichnet. Das breite zoologische Interesse des 1977 geborenen Forschers offenbart sich unter anderem aus seiner umfangreichen Publikationsliste, die in erster Linie Studien zur Systematik, Phylogenie und Bioakustik von Fröschen im tropischen Südamerika umfasst.
Darüber hinaus hat er sich intensiv der wenig erforschten Amphibien- und Reptilienfauna in den Halbwüsten Mauretaniens gewidmet. Das Spektrum seiner Themen reicht bis hin zu Untersuchungen an spanischen Steinmardern und Wölfen und der Wiederansiedlungsproblematik von Geiern. Besondere Aufmerksamkeit haben seine aktuellen, übergreifenden Beiträge zur Situation der Taxonomie und zum Thema »taxonomische Inflation« erfahren. Er hat an der Universität von Granada, aber auch in Heidelberg und Freiburg studiert und arbeitet derzeit am Museo Nacional de Ciencias Naturales in Madrid.
Frau Dr. Anna Hundsdörfer wurde als echtes »Christkindl« am Weihnachtstag 1975 in Mainz geboren. Aufgrund der beruflichen Aufgaben ihres Vaters, der als Afrikanologe im Bildungswesen tätig war, verbrachte sie Ihre Schulzeit bis zum Beginn ihres Studiums in Afrika, vor allem in Swaziland und in Südafrika, wo sie im Nov. 1994 ihr Abitur an der Deutschen Schule in Pretoria ablegte. Ihr Biologiestudium absolvierte Frau Dr. Hundsdörfer an der Univ. Regensburg, die Diplomarbeit wurde 1999/2000 extern am Institut für Pharmazeutische Biologie der Universität Heidelberg über »Molekulare Phylogenie der Rüsselkäfer« angefertigt. Am gleichnamigen Institut hat sie dann 2001-2005 auch bei Prof. Dr. Michael Wink ihre Dissertation »Molekulare Phylogenie und chemische Ökologie des Hyles euphorbiae-Komplex (Lepidoptera: Sphingidae)« durchgeführt. Letztere wurde im Sept. 2005 von der Gesellschaft für Biologische Systematik (GfBS) mit dem Bernhard-Rensch-Preis ausgezeichnet. Derzeit arbeitet sie im Molekularen Labor am Tierkundemuseum in Dresden.
Frau Dr. Hunddörfer ist eine weit gereiste Vollblut-Biologin, die interdisziplinär sehr erfolgreich über die Evolution und Phylogenie der Nachtschwärmergattung Hyles (Sphingidae) gearbeitet hat, ihre Publikationen erfüllen dabei höchste Ansprüche. Sie hat ergänzend dazu auch anspruchsvolle Untersuchungen mit den sekundären Naturstoffen (Phorbolester) von Pflanzen der Gattung Euphorbia (Wolfsmilch) durchgeführt. Man hatte schon immer vermutet, dass diese giftigen Phorbolester für die Warntracht der gefärbten Raupen von Hyles von Bedeutung sind, allerdings gedacht, dass die Schmetterlingsraupen diese Inhaltsstoffe einlagern, um sich dadurch zu schützen. Demgegenüber konnte Frau Hundsdörfer zeigen, dass die Gifte nicht im Gewebe gespeichert werden, sondern das Darmsystem weitgehend unverändert durchwandern und dadurch direkten Schutz vor Räubern gewähren – der Darm füllt einen Raupenkörper weitgehend aus. Die Raupen scheinen ihren chemischen Schutz aber noch zusätzlich zu erhöhen, dass sie im Falle einer Attacke etwa durch Vögel ihren Angreifern giftigen Pflanzenbrei entgegen spucken. In letzter Zeit hat Frau Hundsdörfer auch basale Krebsgruppen (Notostraca: Triops und Verwandte) bearbeitet.
Neben ihrer erstklassigen wissenschaftlichen Leistung, die molekulare Phylogenie mit chemischer Ökologie integrativ kombiniert, hat sich Frau Dr. Hundsdörfer auch dadurch ausgezeichnet, dass sie als Leiterin der Arbeitsgruppe »Junge Systematiker« der GfBS viel für die Weiterbildung der jungen Kolleg/innen getan hat – dies in der für alle Forschungskarrieren so kritischen PostDoc-Phase. Es bleibt zu hoffen, dass der 8. R.J.H. Hintelmann Wissenschaftspreis die Karriere unserer Preisträgerin fördern und zu einem erfolgreichen Abschluss (d.h. einer Festanstellung im Forschungsbereich) beitragen kann.
Dr. Anna Hundsdörfer ist Leiterin des Molekulargenetischen Labors der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden.
Am 20. Januar 2006 wurde der 7. R.J.H. Hintelmann- Wissenschaftspreis an Herrn Dr. Vasily V. Grebennikov verliehen. Der Preisträger stammt aus Russland, hat dort studiert, und hat in verschiedenen europäischen Ländern, in Kanada, den USA, in Südafrika und Australien gearbeitet, mehrfach auch über längere Zeit. Inzwischen ist er wieder in Kanada, wo er am »Quarantine Entomology Laboratory« der »Canadian Food Inspection Agency« in Ottawa arbeitet.
Herr Dr. Grebennikov wurde von der Kommission einstimmig als Preisträger bestimmt wegen seiner hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Erforschung der Systematik der Coleoptera unter besonderer Berücksichtigung der Larvenstadien. In der Laudatio schrieb Dr. M. Baehr (Leiter der Sektion Coleoptera) unter anderem: »Das eigentlich Interessante und, wie ich glaube, auch besonders Zukunftsweisende an Grebennikovs Arbeit scheint mir aber die Vereinigung von morphologischen und molekularbiologischen Methoden zu sein, die er anstrebt. Dadurch könnten unter anderem auch die Schwierigkeiten der Zuordnung von Larven und Imagines wenn nicht ausgeräumt, so doch vermindert werden.«
Dr. Grebennikov arbeitet als Wissenschaftler bei der Behörde für Lebensmittelkontrolle der kanadischen Regierung.
Dr. Vasily Grebennikov | Directory of scientists and professionals (science.gc.ca)
Im Rahmen einer wissenschaftlichen Festveranstaltung wurde am Freitag den 14.01.2005 in der Zoologischen Staatssammlung der 6. R. J. H. Hintelmann-Wissenschaftspreis für Zoologische Systematik verliehen. Mit Dr. Verena Häussermann erhielt erstmals eine Frau und auch erstmals eine ehemalige Studentin der Ludwig-Maximilians-Universität in München, den begehrten und mit 5000,- Euro dotierten Preis. Die Preisträgerin wurde von einer Fachjury als beste unter zahlreichen internationalen Bewerbern auserkoren. Sie wurde für ihre exzellente wissenschaftliche Forschung über die Seeanemonen Chiles ausgezeichnet, die sowohl eine umfassende Inventur der beträchtlichen lokalen Biodiversität, als auch Grundlagen für entsprechende Bestimmungsschlüssel umfasst.
»Verena Häussermann ist die idealistischste, engagierteste und fähigste Jungsystematikerin die ich kenne« eröffnete Dr. Michael Schrödl von der ZSM seine Laudatio. Er lobte den immensen Arbeitseinsatz, aber auch die beträchtlichen persönlichen und finanziellen Opfer, mit denen die Preisträgerin als Studentin ihre Forschung durchsetzte. Anekdotisch schilderte er ihre strapaziösen und abenteuerlichen Exkursionen mit Geländewagen und schwerer Tauchausrüstung entlang der über 4000km langen Küste Chiles, bei denen sie es als junge, ganz auf sich gestellte europäische Frau nicht immer leicht hatte. Trotzdem erreichte sie das selbst gesteckte Ziel. Mit besten Noten absolvierte sie Diplom und Promotion.
Heute hat Dr. Häussermann ihren »Traumjob« als wissenschaftliche Direktorin der meeresbiologischen »Hiunay Scientific Field Station« in Chile, wo sie sich intensiv für den Schutz der Natur und für die Einrichtung des ersten meeresbiologischen Nationalparks Chiles einsetzt.
Am Freitag den 9. Januar 2004 wurde in der ZSM der 5. R.J.H. Hintelmann-Wissenschaftspreis für Zoologische Systematik der Preis zum fünften Mal vergeben, die Preissumme jedoch durch die private Stifterin auf 5000,- Euro verdoppelt. Der Preis wurde international ausgeschrieben und es sind viele geeignete Bewerbungen und Vorschläge aus 10 Ländern eingegangen. Der Preisträger wurde durch ein Gremium aus acht Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen einstimmig bestimmt.
Der diesjährige Preisträger ist Dr. Shen-Horn Yen aus Taiwan. Dr. Yen wurde ausgewählt, weil er trotz seines noch jungen Alters von 32 Jahren schon mehr als 60 hochwertige wissenschaftliche Arbeiten über die Systematik von Schmetterlingen publiziert hat. Viele seiner Publikationen sind in international bekannten und renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen.
Dr. Yen hat in Taiwan studiert und mit einem Master of Science (entspricht unserem Diplom) abgeschlossen. In den letzten Jahren hat Herr Yen am Imperial College in London eine Doktorarbeit über eine tagaktive Gruppe von Nachtschmetterlingen, die Chalcosiinae, fertiggestellt, die viele interessante Formen von Mimikry zeigt und mit vielen bunt gefärbten Arten in Südostasien vorkommt. Herr Dr. Yen hat auch schon eine Reihe von neuen Schmetterlingsarten von Taiwan beschrieben und Expeditionen nach China, Indonesien, Japan, Vietnam und Thailand unternommen. Herr Dr. Yen hat nicht nur über verschiedene Themen zur Systematik und Lebensweise von Schmetterlingen, sondern auch über botanische Themen gearbeitet und publiziert. Seine Vielseitigkeit wird darüber hinaus dadurch unterstrichen, dass er ein voll ausgebildeter Musiker (Klavier und Violine) ist. Die ZSM hat seit einigen Jahren eine fruchtbare Kooperation mit Wissenschaftlern aus Taiwan, die durch diese Preisverleihung sicher neue Impulse bekommen wird. Herr Yen hat natürlich auch Material aus der ZSM untersucht.
Prof. Yen arbeitet an der National Sun Yat-sen University in Taiwan.
Am Freitag den 10. Januar 2003 wurde in der Zoologischen Staatssammlung der 4. R. J. H. Hintelmann-Wissenschaftspreis für Zoologische Systematik verliehen. Der Preis ging an Dr. Michael Balke für seine umfangreichen Forschungsarbeiten zur Systematik und Evolution von Wasserkäfern. Der Preisträger, ein gebürtiger Berliner, der zurzeit im Rahmen eines Marie Curie Stipendiums der EU am Natural History Museum in London forscht, ist 35 Jahre alt. Er war aber bereits 8 mal in Neu Guinea und hat über 100 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht. Vor kurzem hat er zusammen mit anderen Autoren eine neue Wasserkäferfamilie entdeckt und beschrieben. Mut und Eigeninitiative wurden als für derartige Leistungen unabdingbare Eigenschaften besonders hervorgehoben. Die Mäzenin Elisabeth Hintelmann betonte die Bedeutung des zu Ehren ihres Mannes gestifteten und mit 2500,- Euro dotierten Wissenschaftspreises zur Förderung der Karrieren besonders begabter junger Forscher in der Systematischen Zoologie.
Dr. Balke ist Kurator der Sektion Coleoptera an der ZSM.
Im Rahmen einer wissenschaftlichen Festveranstaltung hat die Zoologische Staatssammlung München und ihr Freundesverein am 11. Januar 2002 vor einem großen Publikum den 3. R. J. H. Hintelmann Wissenschaftspreis für Zoologische Systematik vergeben.
Der Preisträger Dr. Jörg Spelda aus Stuttgart wurde unter einer Vielzahl von Bewerbern von einer wissenschaftlichen Kommission als Preisträger nominiert. In seiner Laudatio wies Prof. Dr. Ludwig Beck vom Staatlichen Museum Karlsruhe auf die Bedeutung der taxonomischen und faunistischen Forschungen von Dr. Spelda über verschiedene Insekten und Tausendfüßer hin. Dr. Spelda illustrierte in seinem lebendigen Vortrag die verkannte Tiergruppe und stellte interessante Höhepunkte seiner Arbeiten vor.
Der zweite Preisträger des neuen Wissenschaftspreises ist Herr Dr. Mathias Jaschhof aus Greifswald. Er hat in Deutschland, Schweden und Japan Holzmücken (Cecidomyiidae, Lestremiinae) untersucht. Wie Frau Dr. Kotrba in Ihrer Laudatio ausführt ist er »der zurzeit einzige Holzmückenspezialist der Welt«. Er hat unter anderem eine Revision der holarktischen Lestremiinae vorgelegt. Darin hat er »mit einem taxonomischen Sumpf von Synonymen aufgeräumt von den 532 vorher nominell existierenden Arten blieb dabei gerade mal die Hälfte an guten, also wirklich wissenschaftlich voneinander abgrenzbaren Arten übrig. Dafür kamen 55 neue dazu, die vorher noch unbekannt gewesen waren«, so Frau Kotrba in ihrer Laudatio.
In seiner Rede bei der Preisverleihung am 12.1.2001 in der ZSM hat er unter anderem über seine Erforschung der Holzmücken in Japan berichtet: »Nach eineinhalb Jahren des Mückensammelns, Präparierens und Bestimmens mussten wir die praktischen Arbeiten abbrechen, damit ich erste Ergebnisse und den Abschlussbericht zu Papier bringen konnte. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits 326 Holzmücken-Arten identifiziert. Um diese Vielfalt richtig einordnen zu können, muss man wissen, dass aus der gesamten Holarktis, also der tiergeographischen Region, die Nordamerika, Europa und weite Teile Asiens umfasst, bisher insgesamt nur 363 Arten bekannt waren. Na gut, wird mancher sagen, ein toller faunistischer Kenntniszuwachs aus einem bisher halt ungenügend erforschten Raum. Aber: unter diesen 326 in japanischen Wäldern gefundenen Arten waren nicht weniger als 222, die der Wissenschaft bislang unbekannt sind. (…) Viel schwerer wiegt, dass wir die Formenvielfalt der Holzmücken offensichtlich erst in einem so geringen Maße erfasst und dokumentiert haben, dass z. B. die Analyse der Beziehungen zwischen großen Verwandtschaftsgruppen momentan im Grunde nicht mehr als Selbstzweck ist. Was heute zuallererst zu leisten ist, ist beschreibende Basisarbeit, und zwar in einem solchen Maße, wie es die taxonomische Forschung in anderen Fliegengruppen vor 20, 50 oder 100 Jahren erlebt hat. Allein die Resultate aus dem Japan-Projekt reichen aus, dieser Insektengruppe ein neues Gesicht zu geben.«
Der erste Preisträger des neuen Wissenschaftspreises ist Herr Dr. Mark-Oliver Rödel vom Biozentrum der Universität Würzburg, der aus einer Vielzahl von Bewerbern von einer wissenschaftlichen Kommission als Preisträger für seine systematisch-taxonomischen und ökologischen Untersuchungen an afrikanischen Amphibien ausgewählt wurde. In seinem schriftlichen Grußwort hob der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Herr Minister Hans Zehetmair, hervor, dass »mit dem ersten Preisträger […] die Gewähr gegeben scheint, dass der R.J.H.-Hintelmann-Wissenschaftspreis sich im wissenschaftlichen Kreis der systematischen Zoologie auch durch das hohe wissenschaftliche Niveau der durch ihn Geförderten einen guten Ruf erwerben wird.«
In seiner Rede bei der festlichen Preisverleihung am 14.1.2000 in der ZSM berichtete Herr Dr. Rödel über die erstaunliche Vielfalt der westafrikanischen Froschlurche. Dieser Teil der Tropen galt bislang als vergleichsweise artenarm und – was die ökologischen und biologischen Strategien von Fröschen anbelangt – als wenig divers. Der Preisträger konnte mit seinen vielfältigen Forschungen nachdrücklich zeigen, dass weder das eine noch das andere den Tatsachen entspricht, sondern lediglich Ausdruck großer Forschungsdefizite war. Herrn Dr. Rödel gelang es in einer Vielzahl von Publikationen in angesehenen Fachzeitschriften zu zeigen, dass die westafrikanische Amphibienfauna zu den artenreichsten dieser Erde gehört. In seinem Vortrag stellte er nicht nur herausragende Beispiele dieser Tiergruppe dar, sondern legte besonderen Wert darauf, den Zusammenhang zwischen Taxonomie, Morphologie und ökologischen Strategien zu verdeutlichen. So wurde dem zahlreich erschienenen Publikum ein sehr lebendiges Bild vom Leben und Überleben afrikanischer Frösche in Savannen und Regenwäldern präsentiert.
Dr. Rödel ist seit 2007 Kustos der Sammlung Herpetologie am Museum für Naturkunde Berlin.
https://www.museumfuernaturkunde.berlin/de/ueber-uns/team/mo.roedel