Objekt des Monats August 2024

Jaguarundi oder Wieselkatze Herpailurus yagouaroundi (É. Geoffroy Saint-Hilaire, 1803)

Im Schaumagazin steht das Präparat einer kleineren, schlanken Katze (Abb. 1), das mit Panthera concolor etikettiert ist (Abb. 2). Dieser Name ist eine nicht gültige Bezeichnung für Puma concolor, dessen Porträt in der Bildergalerie auf unserer Startseite zu sehen ist: Die größte lebende Kleinkatze der Welt, auch als Puma, Cougar, Silber- oder Berglöwe bekannt.

Tatsächlich handelt es sich aber um den wesentlich kleineren Jaguarundi (Abb. 3), der bereits 1803 von Étienne Geoffroy Saint-Hilaire als Felis yagouaroundi beschrieben wurde. Genetischen Untersuchungen zufolge ist er tatsächlich nahe mit dem Puma verwandt und wird von einigen in die selbe Gattung gestellt, aktuell aber meist der monotypischen Gattung Herpailurus zugeordnet. Nach dem Puma hat er das größte Verbreitungsgebiet aller Kleinkatzen der westlichen Hemispäre, das sich von Mexiko über Mittel- und fast ganz Südamerika bis nach Argentinien erstreckt. Bis 1914 wurden insgesamt 8 Unterarten beschrieben, von denen aktuell nur die Nominatform anerkannt wird.

Trotz der weiten Verbreitung ist nur wenig über diese Art bekannt, da der Jaguarundi sehr heimlich lebt, teilweise extrem große Reviere (20 bis 100 km²) bewohnt und durch das einfarbige Fell wohl auch weniger Aufmerksamkeit erregt als seine gefleckte Verwandtschaft. Deshalb war er auch nie durch den Fellhandel in ihrem Bestand gefährdet.

Sein großes Verbreitungsgebiet deutet darauf hin, dass er sehr anpassungsfähig ist und mit unterschiedlichen Lebensräumen und Beutetieren gut zurechtkommt. Eine weitere Ausbreitung nach Norden beschränken möglicherweise Raubtiere wie Wolf, Kojote, verschiedene Fuchsarten, Schwarz- und Grizzlybären sowie größere Katzen wie Rotluchs und Puma, die alle wie der Jaguarundi Bodenjäger sind und entweder Nahrungskonkurrenten oder sogar Prädatoren darstellen.

Bei unserem Präparat könnte es sich um ein Urlaubsmitbringsel gehandelt haben, das 1950 an die Sektion Mammalia abgegeben wurde. Wie es zu der Verwechslung mit dem nahen Verwandten kam ist nicht klar, denn selbst die kleinsten südamerikanischen Pumas sind deutlich größer als jeder Jaguarundi, und Pumajunge haben andere Proportionen und ein geflecktes Fell.

4 Fakten über den Jaguarundi

  • Felidae: Die Familie der Katzen umfasst 45 rezente Arten, von denen 38 zu den Kleinkatzen gezählt werden. Anders als die übrigen 16 amerikanischen Feliden besitzt der Jaguarundi wie die Altweltkatzen 38 statt 36 Chromosomen.
  • Der Puma-Verwandtschaftskreis umfasst neben dem Jaguarundi und seinem nächsten lebenden Verwandten auch den altweltlichen Gepard. Allen drei Spezies gemein ist ein relativ kleiner, kurzer Kopf, kleine, abgerundete Ohren, ein etwa ⅔ der Kopf-Rumpf-Länge einnehmender Schwanz und lange Hinterbeine. Das große Verbreitungsgebiet schlägt sich auch in Körpermaßen und –gewicht nieder:

    Art Kopf-Rumpf-Länge (cm) Schwanz­länge (cm) Schulter­höhe (cm) Ge­wicht (kg)
    Jaguarundi 43 – 83 27 – 59 30 3 – 7,6
    Gepard 77 – 152 51 – 87 51 – 96 20 – 64
    Puma 80 – 151 45 – 92 45 – 82 25 – 92

    Während große Jaguarundis im Mittelfeld der Kleinkatzen liegen, ist die nördliche Unterart Puma concolor cougar nach Tiger, Löwe und Jaguar die viertschwerste Katze überhaupt.

  • Opportunistische Jäger: Jaguarundis sind überwiegend tagaktive Bodenjäger, deren Beutetiere meist unter 1kg wiegen und in erster Linie zu den Nagetieren gehören. Sie können aus dem Stand zwei Meter hoch springen und so auffliegende Vögel erbeuten. Weitere Kleinsäuger und Reptilien werden ebenfalls gejagt und gefressen, aber auch Arthropoden, Fische und Früchte wurden bei Kot- und Magenuntersuchungen nachgewiesen.
  • Farbmorphen: Anders als die meisten anderen Katzenarten und wie der Puma, der dies in seinem Artnamen concolor (gleichfarbig) trägt, ist der Jaguarundi bis auf einzelne Flecken im Gesicht und am Bauch einfarbig. Möglicherweise hängt dies mit seiner überwiegend tagaktiven und bodengebundenen Jagdweise zusammen. Das gilt auch für die eher ins graue oder rötliche spielende Fellfärbung, die im selben Wurf auftritt: Je nach Lebensraum kann der Nachwuchs mit der unauffälligeren Färbung idealer an die Umgebung angepasst sein und dadurch bessere Überlebenschancen haben, weil er von potenziellen Beutetieren zu spät und von Prädatoren gar nicht bemerkt wird.

Abbildungen

Abb. 1: Die Jaguarundi-Dermoplastik der ZSM. Foto: M. Unsöld

Abb. 2: Das Etikett aus dem Eingangsjahr 1950. Foto: M. Unsöld

Abb. 3: Der deutlich größere Puma und der Jaguarundi im direkten Vergleich. Foto: M. Unsöld

Literatur

Burgin, C.J., Wilson, D.E., Mittermeier, R.A., Rylands, A.B., Lacher, T.E. & Sechrest, W. (2020) Illustrated Checklist oft he Mammals oft he World. Volume 2: Elipotyphla to Carnivora. Lynx Edicions, Barcelona.

Castelló, J.R. (2020) Felids and Hyenas of the World. Priceton Fiels Guides.

Wilson, D.E. & Mittermeier, R.A. (2009) Handbook of the Mammals oft he World. Vol 1. Carnivores. Lynx Edicions, Barcelona.

Markus Unsöld (Sektion Ornithologie)